Was ist
die Edda?
Edda heißt
übersetzt "Urgroßmutter" und ist eine Sammlung von Dichtungen. Es
gibt zwei Versionen der Edda.
1. Die
Ältere
Edda,
die auch
Lieder-Edda genannt
wird, wurde 1240 niedergeschrieben. Sie ist eine Sammlung von
Wikingersagen und enthält 16 Götter- und 24 Heldenlieder. Die Lieder
der Edda sind wahrscheinlich wesentlich älter als ihre Niederschrift
in altisländischen Stabreimen. Vermutlich stammen sie aus der Zeit
vor 930. Die Ältere Edda ist auch unter dem Namen „Codex Regius“
bekannt.
2. Die
Neuere
Edda, die auch
Prosa-Edda, Jüngere
Edda oder
Snorra-Edda genannt
wird, wurde um 1220 von Snorri Sturluson, einem altisländischem
Skalden und Dichter verfasst. Die Neuere Edda enthält neben zwei
Kapiteln über die nordische Dichtkunst das Gylfaginning, eine
Darstellung der nordischen Götterwelt. Da die Edda durch die Kirche
zensiert wurde, wurden die Götter als Könige dargestellt. Obwohl die
Neuere Edda 20 Jahre vor der Älteren Edda
niedergeschrieben wurde, wird sie als neuere bezeichnet, da die
Ältere Edda auf
ältere Quellen zurückgeht. Die Edda war aus christlicher Sicht das
erste Werk, das den germanischen Glauben schriftlich
festhielt.
Die
Entstehung der Runen
1 Zeit
ist's zu raunen auf dem Rednerstuhl an dem Urborn Urds. Ich
schaute und schwieg, ich schaute und sann, lauscht auf der
Männer Mund:
2 Von Runen hört ich reden- sie verrieten
die Deutung vor der Halle Hars; in der Halle Hars hört ich
sagen so:
3 Runen sollst du finden und rätliche
Stäbe, gar stolze Stäbe, gar starke Stäbe, die gerötet der
Redeherr und gewirket Weltmächte und geritzt der
Raterfürst.
4 Dann zeigt sich's recht, wenn du nach
Runen fragst, den raterentsprossnen, wie sie wirkten
Waltmächte, und sie zog der Zauberherr: wer Verstand hat,
bleibt stumm
Odins
Runenerwerbung
1 Ich weiss, dass ich hing am windigen
Baum neun Nächte lang, mit dem Ger verwundet, geweiht dem
Odin, ich selbst mir selbst, an jenem Baum, da jedem
fremd, aus welcher Wurzel er wächst.
2 Sie spendeten
mir nicht Speise noch Trank; nieder neigt ich mich, nahm
auf die Runen, nahm sie rufend auf; nieder dann neigt ich
mich.
3 Neun Hauptlieder lernt ich vom hehren
Bruder der Bestla, dem Böthornsohn; von Odrörir, dem
edelsten Met, tat ich einen Trunk.
4 Zu wachsen begann
ich und wohl zu gedeihn, weise ward ich da; Wort mich von
Wort zu Wort führte, Werk mich von Werk zu Werk
führte.
5 Nun
sind Hars Reden in seiner Halle gesagt, gar rätlich
Reckensöhnen, nicht rätlich Riesensöhnen. Heil, der sie
wies! Heil, der sie weiss! Er wahre sie wohl! Heil, die sie
hörten!
Die
Ausbreitung der Runen
1 Sie
schuf er, sie schnitt er, sie ersann Siegvater, durch den
Trank, der getropft war aus Heiddraupnirs Haupt und aus
Hoddrofnirs Horn.
2 Sie wirkt er, sie webt er, sie
alle setzt zusammen er auf dem Thing, da die Degen ziehn zu
gerechtem Gericht.
3 Auf dem Berg stand er mit Brimirs
Schneiden, trug auf dem Haupt den Helm; da sprach Mimirs
Mund wahres Weisheitswort und redete
Runenkunde:
4 Runen sollst du lernen und rätliche
Stäbe, Stäbe gar stark, Zeichen voll Zauberkraft, wie sie
zog der Zauberherr, wie sie wirkten Weihgötter, wie sie ritzte
der Raterfürst.
5 Dain
bei den Alben, Dwalin bei den Zwergen, Odin im
Asenreich, Alswinn im Jötenreich; auch ich ritzte
einige.
6 So ritzte Thund vor der Tage Beginn; dort
erhob er sich, von wo heim er kam.
7 Abgeschabt
waren alle, die eingeritzt waren, und in den mächtigen Met
gemischt, und weiten Weg gesandt; die sind bei den
Asen, die sind bei den Alben, die bei weisen Wanen, die in
der Menschen Macht.
Wo Runen
stehen
Auf den Schild sind sie geritzt, der steht vor der
schimmernden Göttin, auf Arwakers Ohr und auf Alswinns
Huf, auf das Rad, das sich dreht unter des Donners
Wagen, auf Sleipnirs Zähne und die Zunge Bragis, auf des
Schlittens Kufen und den Schnabel des Adlers, auf des Bären
Pranke und die Pfoten des Wolfes, auf blutige Schwinge und
der Brücke Stoss, auf der Heilbringerin Hand und der Helferin
Spur, auf Glas und auf Gold und auf guten Kleinod, in den
Wein und ins Bier und auf gewohnten Sitz, auf Gungnirs
Spitze und auf Granis Brust, auf der Norne Nagel und der
Nachteule Schnabel.
Runengebrauch
1 Siegrunen
lerne, willst du Sieg haben! Auf den Schwertknauf schneide
sie, auf die Blutrinne und des Rückens Breite und ruf
zweimal zu Tyr!
2 Älrunen lerne, soll eines anderen
Weib nicht trügen dein Vertrauen! Aufs Horn soll man sie
ritzen und auf den Handrücken und ziehn auf den Nagel
'Not'.
3 Den Becher soll man segnen und vor bösem sich
schirmen, werfen Lauch in den Labetrank; dann bin ich
gewiss, dass Böses dir nicht gemischt wird in den
Met.
4 Gebärrunen brauche, willst zur Geburt du
helfen, lösen das Kind vor der Kreissenden! Auf die Hand soll
man sie graben und um die Glieder sie spannen, bei den Disen
Gedeihn erflehn.
5 Brandungsrunen brauche, wenn du bergen
willst auf der Fahrt das Flutenross! Man brennt sie auf den
Steven und auf des Steuers Blatt und ritzt auf die Ruder
sie. Nicht ist so schwer die Brandung noch so schwarz die
Woge: zum Hafen kommst du heil.
6 Astrunen
lerne, wenn ein Arzt du sein und Krankheit erkennen
willst! Man ritzt sie auf die Borke und des Baumes
Gezweig, der ostwärts die Äste streckt. 7 Rederunen
lerne, soll kein Recke ein Leid grimmig vergelten
dir! bilder.
8 Denkrunen lerne, soll der Degen
keiner deinen Verstand bestehn! bilder.
9 Das sind
Buchenrunen, das sind Gebärrunen und alle Älrunen und
köstliche Kraftrunen dem, der sie unversehrt und
unverstört sich zum Heil behält. Nütz es, vernahmst
du's, bis die Götter vergehn!
Runenzauber
an Toten
Oft kommt
heilsamer Rat aus hartem Balg, der bei Häten hängt und bei
fellen flattert und baumelt bei Bösewichten.
Runenweissagung
Weisst
du zu ritzen? Weisst du zu raten? Weisst du zu
färben? Weisst du zu fragen? Weisst du zu wünschen? Weisst
du zu weihen? Weisst du zu schicken? Weisst du zu
schlachten? |