Es gibt zwei eigentliche Gründe sich mit
Tolkiens Runenalphabeten zu beschäftigen:
Der erste Grund ist, mehr über die mysteriösen
Schriften im Herrn der Ringe, dem Hobbit und allen anderen,
Mittelerde umfassenden Büchern zu erfahren, und zu verstehen, wie
und von wem sie in Mittelerde gebraucht wurden, wofür sie erfunden
wurden und welche Bedeutung ihnen zukam. Dadurch bekommt man einen
tieferen Einblick in die Welt, die Tolkien erschaffen
hat.
Der zweite Grund, sich mit den Runen in
Tolkiens Werken zu beschäftigen, liegt im besonderen Reiz, auch mit
ihnen schreiben zu können.
Dies ist mit den altenglischen Runen, wie sie
im Hobbit auftauchen, noch relativ einfach. Durch das Lernen der
Bedeutungen der einzelnen Runen kann man die Buchstaben unseres
Alphabets problemlos durch Alt Englische Runen ersetzen. Die einzige
Schwierigkeit hierbei liegt bei den Sonderzeichen (ea, ee, ng, th und st). Hierbei ist zu
beachten, dass diese Runen nicht willkürlich für eine in einem Wort
auftauchende Buchstabenkombination, welche der Bedeutung der Rune
gleicht, eingesetzt werden darf. Dies ist bei dem Namen "Beate" der
Fall. Hier wird jeder Buchstabe einzeln gesprochen. Der Laut ea taucht im Englischen z.B.
im Wort east auf; im
Deutschen gibt es dafür keine Entsprechung, daher braucht
er nicht berücksichtigt werden. Die Rune mit der Bedeutung ee muss im Deutschen jedoch
des Öfteren verwendet werden, so in Wörtern, in denen zwei ee direkt hintereinander
stehen (wie in Beet)
aber auch in allen Worten, in denen ein e auftaucht, so in beten oder wegen. Die Rune mit der
Bedeutung ng wird für alle Wörter, in denen
ein ?
- wie in Ring oder Ding - und bei
Wörtern, in denen ng
als eigener Laut gesprochen wird, verwendet. Auch hier gibt es
wieder Ausnahmen:
In "Angeber" werden das n und das g als eigene Laute
gesprochen und daher durch zwei Runen verdeutlicht. Auch ein th wie in thing (s. th-Rune) taucht im Deutschen
nicht auf und braucht ebenfalls nicht berücksichtigt werden.
Die Rune für st muss im
Deutschen für alle Wörter, in denen st als ein Laut gesprochen
wird - wie in Stoff oder
Gast - verwendet werden; selbstverständlich nicht bei
solchen Wörtern, in denen s-t - wie in Ostern - getrennt gesprochen
wird..
Bem Schreiben mit den Angerthas ist jedoch
wesentlich mehr zu berücksichtigen. Hier dürfen keinesfalls die
Buchstaben, welche den Runen in der Tafel in den Anhängen des Herrn
der Ringe zugeordnet werden, als entsprechende Buchstaben unseres
Alphabets gesehen werden. Im Gegensatz zu den altenglischen Runen im
Hobbit sind die Zeichen, welche den Runen in den Angerthas-Tabellen
zugeordnet werden, die entsprechenden phonetischen Symbole, welche
dem Laut der Rune entsprechen. D.h., man kann mit den Angerthas
nicht, wie wir es gewohnt sind, schreiben. Man schreibt mit ihnen
wie in Lautschrift.
Lautschrift begegnet uns in Wörterbüchern für
Fremdsprachen. Sie ist ein Schriftsystem, mit dem man die Aussprache
von Lauten und Worten sehr exakt wiedergeben kann. Ein Vorteil, den
die Angerthas gegenüber unserer Lateinischen Schrift haben, ist
also, dass ein Wort nie falsch ausgesprochen werden kann, da die
Aussprache schon durch die Art, wie ein Wort geschrieben ist,
festgelegt wurde. Da wir nicht alltäglich mit Lautschrift umgehen,
ist es sinnvoll eine Tabelle des Internationalen Phonetischen
Alphabets zur Hand zu haben.
Ein weiterer wichtiger Punkt, der beim
Schreiben mit den Angerthas berücksichtigt werden muss, ist: Es
ist nicht möglich, mit den drei im Herrn der Ringe auftauchenden
Alphabeten englische oder deutsche Sprache wiederzugeben, da die
Angerthas Daeron eigentlich nur für die Wiedergabe des
Elbischen - genauer der Sindarin-Laute und die Angerthas Moria
sowie die Angerthas Erebor zur Wiedergabe des Khuzdul
- entwickelt wurden. Um aber dennoch englische und deutsche
Sprache mit den Angerthas wiedergeben zu können, entwickelte Tolkien
einen speziellen Modus, welcher in den Anhängen von „The Treasons of
Isengard“ zu finden ist. Dort hat Tolkien (wie die Zwerge bei
den Angerthas Daeron, um das Schreiben des Khuzdul möglich zu
machen) die Bedeutungen der Runen soweit angepasst, dass ein
Schreiben in Englisch ermöglicht wird (siehe Tabelle des
English-Modus). Um mit den Angerthas das Englische wiederzugeben,
ist Folgendes zu beachten:
Wie schon erwähnt, dürfen die Zeichen nicht
als Buchstaben des Lateinischen Alphabets wiedergegeben werden.
Will man nun ein Wort mit den Angerthas schreiben, bspw. das
englische Wort rune, so nutzt man nicht die Runen 12, 42, 17 und 50
(r, u, n, e) sondern die Runen 12, 38 und 17 (r, u:,
n).
Übersicht der Lautzeichen und
Lautzeichenkombinationen, welche zur Aussprache des Deutschen
benötigt werden.
Vokale
Konsonanten
Um mit den
Angerthas deutsche Sprache wiederzugeben, geht man nach dem gleichen
Prinzip vor. Dieses Schema könnte man, solange die Runen die meisten
Laute der Sprache abdecken, auf alle Sprachen
übertragen.
Natürlich ist es möglich mit den Runen nach
Gefühl zu schreiben, was etwas Zeit in Anspruch nimmt. Es ist
allerdings sinnvoll ein Wörterbuch zur Hilfe zu nehmen, in welchem
zu jedem Stichwort phonetische Angaben in IPA-Lautschrift
(Internationales Phonetisches Alphabet) zu finden sind. (Hier kann
ich das „Standartwörterbuch Deutsch als Fremdsprache“, erschienen im
Dudenverlag, ISBN 3-411-71731-9 empfehlen) Dies ist besonders bei
eingedeutschten Worten oder solchen Worten, welche regional bedingt
unterschiedlich ausgesprochen werden, von Bedeutung. Bei Lauten,
welche im English- und im Deutsch-Modus nicht auftauchen, müssen
ähnlich klingende verwendet werden. Für alle Konsonanten stehen nur
zwei Varianten zu Verfügung: ein langer und ein kurzer Laut. Hierbei
muss bei einem Wort, in dem bspw. der Laut ?
vorkommt
nach Gefühl entschieden werden ob man eher a oder a: verwendet. Bei dem Wort
Wasser müsste man statt ?
das a
verwenden, da der Laut am Ende des Wortes kurz gesprochen wird.
Der Laut ?, welcher
im Englischen nicht vorkommt, kann durchaus durch den Laut sh wie in
shop wiedergegeben
werden.